Fernwärme – umweltfreundliche Alternative?

Mit dem GEG 2024 wird der Ausbau von Fernwärmenetzen weiter vorangetrieben. Für viele Gebäude, die in Zukunft nicht mit erneuerbaren Energien heizen, stellt der Anschluss an das Wärmenetz womöglich die einzige Alternative dar. Doch wie nachhaltig ist Fernwärme tatsächlich? Und welche zukunftsfähigen Alternativen bieten sich für den Hallenbau an? Erfahren Sie mehr in unserem Überblick zur Fernwärme.

Was ist Fernwärme?

Der Bundesgerichtshof definiert den Rechtsbegriff Fernwärme wie folgt:

„Wird aus einer nicht im Eigentum des Gebäudeeigentümers stehenden Heizungsanlage von einem Dritten nach unternehmenswirtschaftlichen Gesichtspunkten eigenständig Wärme produziert und an andere geliefert, so handelt es sich um Fernwärme. Auf die Nähe der Anlage zu dem versorgten Gebäude oder das Vorhandensein eines größeren Leitungsnetzes kommt es nicht an.“ (BGH-Urteil vom 25. Oktober 1989, NJW 1990, 1181).

Als Fernwärme bezeichnet man die Lieferung von Wärme für den Betrieb von Heizungen oder Warmwasser über ein wärmegedämmtes Rohrsystem. Dieses sogenannte Wärmenetz ist in der Regel in der Erde verlegt, seltener gibt es auch oberirdische Leitungen.

Aufgrund der nicht vermeidbaren Wärmeverluste eignen sich derartige Leitungssysteme bislang nur für dicht besiedelte Gebiete, wobei die Verteilstrukturen in der Regel sternförmig verlaufen und meist kaum länger als 10-20 km sind. Charakteristisch sind hier lokale Monopole, da sich der Ausbau mehrerer, parallel verlaufender Netze nicht lohnt.

Wärmelieferanten sind dabei vor allem Heizkraftwerke und Blockheizkraftwerke, die mit fossilen Brennstoffen, Müll oder auch Biomasse befeuert werden. Immer wieder wird auch Abwärme aus Industrieprozessen, geothermische oder solarthermische Energie und auch nutzbar gemachte Umweltwärme in das Fernwärmenetz eingespeist. Dabei ist eine Nutzung sowohl zentraler als auch dezentraler Wärmequellen problemlos möglich.

Dank der Kraft-Wärme-Kopplung ergeben sich Brennstoffeinsparungen gegenüber einer separaten Erzeugung von Wärme und Strom, weshalb Fernwärme oft als umweltfreundlich gilt. Wie klimafreundlich Fernwärme letztlich jedoch ist, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • eingesetztem Energieträger und damit einhergehende CO2-Emissionen
  • Effizienz der Energieerzeugung im Kraftwerk
  • Höhe der Leitungsverluste

Eine besonders positive Bilanz weisen Kraft-Wärme-Kopplungen auf, die Strom und Wärme gemeinsam in einem Prozess erzeugen. Das führt zu einer hohen Energieausbeute von rund 80 Prozent gegenüber rund 50 %, bei denen entweder Strom oder Wärme erzeugt wird.

Historische Entwicklung von Fernwärmenetzen

Das System der Fernwärme ist bereits mehrere Tausend Jahre alt – schon die Römer nutzten Vorläufer dieses Prinzips für ihre Bodenheizungen. Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich dann die Idee durch, Innenstädte mit Fernwärme zu versorgen und so die Brandgefahr zu reduzieren. Als Vorreiter gelten die US-Städte Lockport und New York in den 1870er und 1880er Jahren, bevor in Deutschland die ersten Fernwärmenetze Europas entstanden. Die Sowjetunion folgte in den Dreißigerjahren, China in den Fünfzigerjahren und auch das Interesse in Skandinavien stieg dank der Ölkrise der Siebzigerjahre an.

Inzwischen hat sich nicht zuletzt mit Blick auf die Energiewende die vierte Generation der Wärmenetze etabliert, die beispielsweise in Dänemark rund die Hälfte des Wärmebedarfs abdeckt (Stand 2018). In Deutschland liegt der Anteil im gleichen Zeitraum bei 9 %, die größten Fernwärmenetze finden sich in Berlin, Hamburg und München. Mit 90 % Marktanteil liegt Flensburg an der Spitze bei Fernwärme in Deutschland.

Komponenten von Fernwärmenetzen

Ein Fernwärmenetz besteht aus unterschiedlichen Komponenten:

  • Wärmeerzeugungsanlage: häufig in Kraft-Wärme-Kopplung betriebenes Heizkraftwerk
  • Fernwärmenetz mit Leitungssystem, Pumpstationen und Hausanschlüssen, meist mit Heißwasser betrieben
  • Übergabestationen: geben die Wärme an die Gebäudeheizung ab, meist trennt ein Wärmetaucher den Fernwärme- vom Verbraucher-Kreislauf, oder es gibt ein Speichersystem

Kosten von Fernwärme

Die Kosten für Fernwärme unterscheiden sich je nach Anbieter. Sie setzen sich aus dem Arbeitspreis (Cent / kWh) und dem Grundpreis (je kW angeschlossener Leistung) zusammen. Während über den Arbeitspreis der tatsächliche Verbrauch abgerechnet wird, ist der Grundpreis (etwa 25 % des Gesamtpreises) ein konstanter Fixpreis, der die anteiligen Kosten für das Kraftwerk und Netz beinhaltet.

Reduzieren Sie die maximale Leistung, d. h. die Wärmemenge, reduziert sich auch der Grundpreis. Eine Anpassung ist gemäß der Fernwärme-Verordnung dabei einmal im Jahr möglich. Eine Reduzierung der Leistung um mehr als 50 Prozent ist allerdings nur möglich, wenn Sie die Leistung durch erneuerbare Energien ersetzen und dies auch konkret nachweisen können. Gleiches gilt bei einem vollständigen Wechsel auf erneuerbare Energien.

Neben den Betriebskosten fallen einmalige Umstellungskosten an, die sich auf etwa 8.000 bis 15.000 Euro belaufen können. Im Preis enthalten ist neben dem Anschluss an das Fernwärmenetz und dem Einbau der Übergabestation auch die Entsorgung der Altanlage.

Dabei ist ein Fernwärmeanschluss teilweise förderfähig, wenn ein Anschuss eine veraltete Heizungsanlage ersetzt und die eingespeiste Energie zu mindestens 25 % aus erneuerbaren Energien stammt. Ersetzt eine Fernwärmeanlage eine als Öl-, Kohle oder Nachtspeicherheizung lässt sich der Fördersatz gegebenenfalls weiter erhöhen.

Vor- und Nachteile von Fernwärme

Vorteile

Nachteile

 
  • höhere Energieeffizienz und geringere Treibhausgasemissionen
  • reduzierte Kosten für Endverbraucher
  • kein Platzbedarf für Heizkessel oder Brennstoffe erforderlich
  • keine Wartungsarbeiten nötig
  • teilweise Fördergelder für den Anschluss an das Wärmenetz
 
 
  • im Betrieb teurer als andere Heizsysteme
  • lokales Monopol des Wärmenetzes (langfristige Bindung, kein Wechsel zu anderem Anbieter möglich)
  • nur in dicht besiedelten Gebieten wirtschaftlich
  • Wärmeverluste beim Transport
  • oft noch Nutzung fossiler Energieträger
 

 

Hallenheizungen mit Fernwärme betreiben

  • Anschluss der Fußbodenheizung oder Deckenstrahlplatten an das Fernwärmenetz
  • Warmwasser-Aufbereitung mit Fernwärme

Alternativen zum Fernwärmenetz

Nicht immer steht ein Fernwärmenetz zur Verfügung. Auch ist Fernwärme nicht immer die kostengünstigste und auch nachhaltigste Lösung – etwa, wenn die Wärmeerzeugung mit fossilen Energieträgern erfolgt oder der Monopolist hohe Preise verlangt. Besteht ein Anschlusszwang nach dem neuen GEG 2024, sind regenerative Energieträger allerdings die einzige Alternative, die zum Fernwärmeanschluss möglich ist. Hierfür bieten sich im Hallenbau verschiedene Heizungsanlagen wie Strahlungsheizungen an.

Dunkelstrahler sind eine Variante der Infrarotheizungen, die nach dem Prinzip der Sonneneinstrahlung arbeiten: Sie erhitzen nicht die Raumluft selbst, sondern lediglich die Objekte, auf die die Strahlen treffen. Dadurch entsteht bereits bei geringen Raumtemperaturen ein angenehmes Empfinden für die Mitarbeitenden. Zudem gelten Dunkelstrahler als emissionsarm, wartungsfrei, günstig in Anschaffung und Betriebskosten und äußerst flexibel in der Raumnutzung. Dank der zahlreichen Vorteile ist der Einbau trotz der Nutzung fossiler Energieträger für den Betrieb auch nach Umsetzung des GEG 2024 möglich.

Ein weiterer Vorteil: Schon heute gibt es Dunkelstrahler, die sich als H2-Ready-Heizungen für das Verbrennen von Wasserstoff als Energieträger eignen. Steigt die Beimengung von nachhaltig erzeugtem Wasserstoff zum Brennstoff Gas in Zukunft weiter an, nimmt auch die Nachhaltigkeit der Strahlungsheizungen weiter zu.

Auch der Einsatz von Wärmetauschern erweist sich bei Brennwertkesseln und Warmlufterzeugern oft als umweltfreundliche Alternative, um den Energieverbrauch durch die Nutzung von Abwärme deutlich zu reduzieren.

Wärmepumpen hingegen erzeugen die benötigte Heizwärme durch Energie aus der Luft, dem Erdreich oder auch dem Grundwasser. Auch hier ist zur weiteren Effizienzsteigerung eine Kombination mit einem Wärmetauscher möglich.

Heizen mit Fernwärme? Wir beraten Sie gern.

Ob ein Fernwärmeanschluss die optimale Heizungsanlage für Ihre Halle darstellt, hängt von Faktoren wie der geografischen Lage, der Dimensionierung der Halle, aber auch der Hallennutzung und einem eventuell bestehenden Heizungssystem ab. Unsere Expert:innen verfügen über eine jahrzehntelange Expertise im Bereich nachhaltiger Heizungslösungen für Hallen und beraten Sie gern unverbindlich zu Fernwärme, Strahlungsheizungen und anderen Heizungsanlagen, die mit dem neuen GEG 2024 konform sind und Ihr Unternehmen bestmöglich für eine ressourcenschonende Zukunft aufstellen.